Jeder Mensch denkt und fühlt. Denken ist kein Fühlen und Fühlen ist kein Denken. Gedanken sind im Innern hör- und sichtbar und können nicht empfunden werden. Das eigene Gefühl ist eine Empfindung und kann innerlich weder gesehen noch gehört werden. In der Alten Zeit haben wir mehr aus dem Denken als aus dem Fühlen heraus gelebt und dem Denken innerlich einen Vorrang vor dem Fühlen gegeben. Es ist an der Zeit, Denken und Fühlen wieder in Liebe zu verbinden!
Voraussetzungen für diesen Kurs: waches Denken, ein Bewusstsein für das eigene Erleben erlangt haben (Kurs 2), sich selbst nahe sein (Kurs 1)
Auch für diesen Kurs ist es hilfreich, das Denken miteinzubeziehen. Ziel ist nicht, das Denken zum Schweigen zu bringen, sondern auch aus dem Denken heraus das eigene Fühlen wahrhaft zu registrieren. Finde Antworten auf die folgenden Fragen:
• Gibt es etwas in deinem Erleben, im Innern, Körper und Außen, das kein Denken ist?
• Was bedeutet das Wort ‹wahr› für dich?
• Wie kannst du den Inhalt eines Gedankens von deiner Wahrnehmung unterscheiden?
Nimm dir Zeit und Raum für dich. Lege deine rechte Hand (wenn du Linkshänderin bist: die linke) mit der Handfläche nach oben auf deinen Oberschenkel. Warte, bis du ein feines Pulsieren in deiner Handmitte spürst. Spüre, wie sich dieses Pulsieren im gesamten Raum deines Körpers ausbreitet. Atme tief und ruhig und verweile im Raum deines Körpers und im Körperempfinden. Fühle! Nimm die Empfindung in dir wahr ohne sie zu bedenken. Empfinde dein Gefühl und nimm wahr, dass dein Fühlen etwas anderes ist, als die Ausdrücke deines Körpers.
Eine Körperempfindung ist eine Wahrnehmung, die an einem bestimmten Raum deines Körpers stattfindet: das Kribbeln unter der rechten Fußsohle, das Ziehen in der linken Schulter, das Kitzeln an der Nase, die Spannung im Brustraum, das dumpfe Drücken im unteren Rücken, ein feiner Druck in den Ohren, … Im wohligen Zustand durchzieht den Körper ein feines Pulsieren, was sich in der größtmöglichen Öffnung des Körperempfindens über den gesamten Körperinnenraum ausbreitet. All dieses Körperempfinden ist kein Fühlen.
Erlange mehr und mehr ein Bewusstsein deiner Stimmung. Lies den Blog: «Nur die Mutigen fühlen sich selbst» und führe eine Woche lang ein Stimmungstagebuch. Erlebe die Auf- und Ab-Bewegungen deiner Stimmung. Registriere mehr und mehr, wie fein die Veränderlichkeit deiner Stimmung ist. Erkenne deine Stimmung als Ausdruck deines Fühlens.
Diese sechs Empfindungen haben keinen gedanklichen Anteil und sind auch kein Ausdruck deines Körpers: Angst, Wut, Freude, Leid, Traurigkeit und Liebe.
Sei dir im Alltag deines Fühlens bewusst. Mache in einen Taschenkalender Punkte unterschiedlicher Farbe, wann immer du eines der Gefühle in dir empfindest: schwarz für Angst, rot für Wut, grün für Freude, grau für Leid, blau für Traurigkeit und gelb für Liebe.
Gedanken machen mitunter Pausen. Es gibt die Momente bewusster innerer Stille. In keinem Moment deines Lebens bist du ohne Gefühl! So wie das Denken oft unbewusst abläuft, so liegt das Empfinden des eigenen Gefühls oftmals im Unbewusstsein. Viele Menschen empfinden ihr Gefühl nur dann, wenn es besonders stark aus dem Innern hervortritt.
Untersuche mehr und mehr dein Lebensgefühl, den Teppich deines Fühlens, auf dem du Tag für Tag gehst. Tausche dich hierzu mit nahen und lieben Mitmenschen aus: Wie ist ihr Gefühlsgemisch in einem Moment, der in den äußeren Umständen den deinen recht ähnelt?
Das Gefühl ist in jedem Augenblick eine Mischung aus den sechs Grundempfindungen.
Nimm bewusst erlebend wahr, dass sich in dir Wut mit Angst mischen kann, Traurigkeit mit Leid, Leid mit Angst, Angst mit Traurigkeit, Traurigkeit mit Freude (beim ausgelassenen Tanzen), Freude mit Wut (Mut), Wut mit Liebe (Entschlossenheit), Liebe mit Angst (Angst ist ein Gefühl, Liebe die Öffnung des Herzens und Verbundenheit mit dem Leben selbst), Angst mit Freude (Wieso sonst sehen sich Menschen Gruselfilme an?), Freude mit Leid (die ‹mittlere› Stimmung, in der sie weder hoch noch tief ist).
Es bist immer du selbst, der das Gefühl in dir färbt. Andere Menschen können zwar deine Umstände beeinflussen, nicht jedoch direkt dein Gefühl verändern.
Übe dich im aktiven Fühlen: Schreibe dir die sechs Empfindungen auf sechs Karten, drehe sie um, mische sie, ziehe eine und fühle nun das Gefühl, das auf der Karte steht.
Nimm im Alltag dein Fühlen mehr und mehr bewusst wahr. Registriere das Auftauchen eines Gefühls und das gleichzeitige Auftauchen von gedanklichen Mustern, wie mit diesem «inneren Umstand» nun umzugehen ist. Folge nicht den Gedanken, sondern halte erst einmal inne, gehe in den Raum deines Körpers, nimm seine Empfindungen wahr und empfinde dein Gefühl, ohne es verändern zu wollen. Atme tief und halte dich selbst. Warte ab, welche Impulse nun in dir entstehen. Prüfe sie in deinem Fühlen, Spüren und Denken und folge ihnen, wenn sie liebevoll sind.
Jedes Gefühl ist ein Ausdruck deines Selbst und hat einen Sinn. Erforsche für dich, welchen Sinn es macht, dass wir Menschen mitunter Angst, Wut, Freude, Leid und Traurigkeit empfinden. Wozu haben wir mitunter ein starkes Gefühl? Wozu treten in manchen Momenten die Gefühle innerlich zurück und wir leben mit ‹offenem Herzen›? Wozu hat die Natur es so eingerichtet, dass wir nicht dauerhaft mit offenem Herzen leben?
Frage mich, wenn du etwas nicht verstehst oder dir das bewusste Empfinden deines Gefühls nicht gelingt. Viel Freude beim Lernen und Erforschen!
Prüfungen zum Bestehen dieses Kurses:
Ich erlebe bewusst das Fühlen in mir und kann es vom Hören und Sehen der Gedanken in mir unterscheiden.
Ich kann Angst in mir empfinden und gleichzeitig die Gedanken in mir hören und sehen.
Ich kann Wut in mir empfinden und gleichzeitig die Gedanken in mir hören und sehen.
Ich kann Freude in mir empfinden und gleichzeitig die Gedanken in mir hören und sehen.
Ich kann Leid, die tiefe Stimmung, in mir empfinden und gleichzeitig die Gedanken in mir hören und sehen.
Ich kann Traurigkeit in mir empfinden und gleichzeitig die Gedanken in mir hören und sehen.
Ich kann Liebe, die Verbundenheit mit dem Leben selbst (nicht die Wahrnehmung des Bandes zu einem bestimmten Menschen) in mir empfinden und gleichzeitig die Gedanken in mir hören und sehen.
Ich nehme mein Gefühl als Gemisch aus Angst, Wut, Freude, Leid, Traurigkeit und Liebe in immer wieder neuer Zusammensetzung wahr.
Ich vermag das Empfinden meines Gefühls in mir zu halten, ohne sogleich den möglicherweise auftretenden Mustern des Verstandes zu folgen.
Ich vermag es, meine eigene Stimmung in mir bewusst zu heben und auch zu senken, ohne dafür äußere Umstände zu bemühen.
Ich vermag es, die Empfindung von Angst, Wut, Freude, Leid und Traurigkeit bewusst in mir herzustellen.
Ich nehme bewusst wahr, wenn mein Herz geöffnet ist.