Jeder Mensch denkt. Es gehört zur Natur des Menschseins, zu denken. Es gehört ebenso zu unserer Natur, zu fühlen. Beides ist ein verschiedener Kanal für das Selbst, uns zu verbinden, untereinander und mit uns selbst.
Voraussetzungen für diesen Kurs: dir selbst nah sein (Kurs 1), waches Fühlen, waches Körperempfinden, bewusstes Spüren, ein Bewusstsein für die Bereiche des eigenen Erlebens erlangt haben (Kurs 2).
Zum Klären des Denkens sind keine Antworten auf Fragen nötig, sondern das Erleben des Denkens selbst.
Nimm dir Zeit und Raum für dich. Lege deine rechte Hand (wenn du Linkshänderin bist: die linke) mit der Handfläche nach oben auf deinen Oberschenkel. Warte, bis du ein feines Pulsieren in deiner Handmitte spürst. Spüre, wie sich dieses Pulsieren im gesamten Raum deines Körpers ausbreitet. Atme tief und ruhig und verweile im Raum deines Körpers und im Körperempfinden. Zähle gedanklich langsam von Eins bis Vier und höre abrupt mit dem Zählen auf. Höre dir zu, wie du in Gedanken weiterzählst.
Das Heraustreten aus dem Denken ist einer der wesentlichen Schritte in eine Neue Zeit. Sobald es dir gelingt, die Gedanken in dir zu sehen und zu hören, ist er dir gelungen. Übe dich in bewusster Präsenz und nimm wahr, wie du immer wieder ins Denken zurückfällst.
Gehe in den Raum deines Körperempfindens und schließe die Augen. Atme ruhig und entspannt. Fühle und spüre, was an Gefühl in dir ist. Spüre, was an Gespür in dir und um dich ist. Sage deinem Denken nun liebevoll und bestimmt: «Liebes Denken. Sei einmal für eine Weile still.» Lausche in dich und bleibe in deiner vollen Präsenz! Halte dich innerlich vollkommen wach! Warte einfach nur ab, was in dir geschieht. Beobachte den Raum deines Denkens. Irgendwann taucht der erste Gedanke in dir auf. Betrachte ihn. Ist er innerlich hörbar? Ist er dir innerlich sichtbar?
Gedanken haben verschiedene Formen:
Sie können aus Worten bestehen und wie Sprache sein: eine innere tonlose Stimme, die, solange du denken kannst, in dir und zu dir spricht. In der du innere Selbstgespräche führen kannst und auch gedanklich Gespräche mit einem Mitmenschen fortsetzen kannst, wenn dieser soeben gegangen ist. In der du Briefe in Gedanken vorschreiben kannst.
Gedanken können auch in Form von inneren Bildern und Filmen auftauchen. Du siehst sie nun wie auf einer inneren Leinwand. Du kannst gedankliche Bilder auch aus deinem Gedächtnis holen:
Schließe die Augen und siehe das Haus deiner Eltern vor dir. Öffne die Augen und siehe das Bild, das das in deine Augen einfallende Licht in deinem Gehirn erzeugt, vor dir. Denke nun mit offenen Augen erneut an das Haus deiner Eltern. Es gelingt, wenn du den Blick nahe zu dir zurückholst. Es ist so, als würden sich beide Bilder, das reale und das im Gedächtnis gespeicherte, auf deiner inneren Leinwand überlappen und durchdringen.
Im vertieften Denken (Schlaf oder tiefe Meditation) kann der Verstand alle Sinneseindrücke widerspiegeln.
Halte im Alltag immer wieder einmal inne und widme dich ganz dem Empfinden deines Körpers. Lausche nun in dich, was du gerade bedenkst.
Waches Denken umfasst zweierlei: Das Wahrnehmen des Auftauchens von Gedanken in deinem Innern und das Erfassen der Inhalte der Gedanken. Schreibe dir einmal auf, was du so alles denkst!
Wir Menschen können alles mögliche denken. Der Inhalt der Gedanken ist nicht unbedingt wahr. Denke zum Beispiel jetzt: «Draußen schneit es.»
Je bewusster du die Gedanken in dir hörst und siehst, desto wacher kannst du entscheiden, welchen du folgst! Vieles ist uns eingeredet oder nicht mehr aktuell. Vieles ist eine kollektive Sicht und hat nur sehr wenig mit deiner eigenen Person zu tun. Siehe die Wege, die dir dein Denken vorschlägt und nimm für innere Entscheidungen dein Fühlen, Spüren und Körperempfinden zu Hilfe. Das Heraustreten aus dem Denken ist notwendig, um dein Denken und Fühlen wieder gleichwertig zu verbinden.
Frage mich, wenn du etwas nicht verstehst oder dir das Gewahrwerden deines Denkens nicht gelingt. Viel Freude beim Lernen und Erforschen!
Prüfungen zum Bestehen dieses Kurses:
Mit geschlossenen Augen sehe ich das Bild eines mir nahen Mitmenschen vor Augen.
Mit geschlossenen Augen sehe ich die Küche dieses Menschen vor mir und sehe ihn oder sie in dieser hantieren.
Es gelingt mir, in den Raum meines Körperempfindens zu treten und bewusst Stille im Raum meines Denkens zu erleben.
Mir ist in vielen Momenten des Alltags bewusst, was ich denke.
Ich höre Gedanken in Form der ‹tonlosen› Stimme in mir und sehe Gedanken in Form von Bilden und inneren Filmsequenzen.
Ich nehme Gedanken in mir wahr, ohne den ihn enthaltenen Aufforderungen sogleich zu folgen.
Ich vermag es, einen aufgetauchten Gedanken in mir zu wiederholen und nun gleichzeitig bewusst zu fühlen und zu spüren.